18. Jänner bis 7. März 2025
Eröffnung: Fr., 17. Jänner 2024, 19 Uhr
Worte: Karlheinz Pichler, Kurator
Im Rahmen der Auftaktausstellung des neuen Jahres zeigt die aus Mödling stammende Künstlerin Helga Cmelka in der Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz Beispiele ihrer Werkserie „Vom Verblassen der Farben“, in der sie sich mit der Klimaveränderung, aber auch mit der Vergänglichkeit, der Zeit und der Zerbrechlichkeit des Seins auseinandersetzt. Von dem aus Spanien stammenden Künstler Javier Pérez Gil sind labyrinthartige Bilder zu sehen, deren Strukturen sich von dem an den QR-Code erinnernden Aztec-Code oder auch von der Anlagenordnung von Renaissancegärten ableiten lassen. Die teils großformatigen Graphitzeichnungen des „GEA“-Zyklus‘ der Wiener Künstlerin Henriette Leinfellner sind mit Codes und Zeichen belebt, die karthografisch-strukturelle als auch sinnlich-emotionale Verweise evozieren. Der in Wien geborene und heute in Niederösterreich und Burgenland lebende Objektkünstler Robert Svoboda letztlich wartet mit bunkerähnlichen Skulpturen auf, in denen er den Brutalismus in der Architektur, dem Verfall preisgegebene Bauten aber auch das „Greenwashing“ thematisiert.
Öffnungszeiten: Mi bis Fr 15 – 19 Uhr, Sa 11 – 14 Uhr
Helga Cmelka:
Die Natur als Basis und Existenzgrundlage spiegelt sich in den emotional aufgeladenen Stimmungsbildern der 1952 im niederösterreichischen Mödling geborenen Künstlerin Helga Cmelka wieder. Die mittels Schablonen gesprayten ornamentalen und floralen Muster, teils kombiniert mit flächendeckenden, feinmaschigen Federzeichnungen, erinnern formal an Wellen und Wolken, an Wiesen und Wälder, oder auch an ferne Horizonte und nahe Umgebungen.
In Bregenz präsentiert Cmelka Werkbeispiele der Serien „Himmelsbilder“ und „Vom Verblassen der Farbe“. In den Leinwandbildern der ersten Serie rückt die Künstlerin visuelle Reflexionen über persönliche Reiseerinnerungen, Mußestunden im Garten, Blicke in den wolkenverhangenen Himmel oder in die Ferne der Landschaft in den Fokus.
In den neueren Werken verschwindet die Farbe zusehends aus den Bildern. Angesichts der menschengemachten Klimaveränderung und allem damit Zusammenhängendem, wie etwa dem Bienensterben, Vulkanausbrüche, Umweltverschmutzung, Veränderung des Golfstroms oder dem Schmelzen der Gletscher erwächst ein düsteres Szenario, das mitunter beklemmend wirkt.
Themen wie Vergänglichkeit, Zerbrechlichkeit des Seins, Wachstum, Zeit und Balance werden in beiden Werkserien evident.
Javier Pérez Gil:
Der 1970 in Madrid geborene spanische Künstler Javier Pérez Gil setzt sich unter anderem mit Ordnungssystemen wie Labyrinthen oder Leiterplatten auseinander. Mit dem sogenannten „Lab“-Zyklus hat er eine Serie von fünfzig Arbeiten zu diesem Thema geschaffen, von denen er nun eine repräsentative Auswahl in Bregenz zeigt. Einer der formalen Ausgangspunkte dieser Arbeiten ist der Aztec-Code, der beispielsweise auch auf den Fahrscheinen der ÖBB zu finden ist. Über diesen aztekischen Code kam er auf das Labyrinth und damit auf dasjenige System von Linien, das durch zahlreiche Richtungsänderungen ein Verfolgen des Musters zu einem Rätsel macht. Gil sieht darin einen idealen Raum, um bestimmte Anliegen und Inhalte visuell zu transportieren. So etwa den Gegensatz zwischen Natur und Kultur, die Domestizierung der natürlichen Umwelt durch menschliche Aktivitäten, oder auch den Weg des „Helden,“ der verbotenes oder unerforschtes Gebiet betritt, um Erkenntnis zu erlangen oder sich dem Existenziellen auf die Spur zu setzen. Auch die Beziehung zu orientalischen Traditionen – dem hindu-buddhistischen Mandala oder dem unbelebten japanischen Garten – wird damit angsprochen und auch das Erleben durch Bewegung oder Kontemplation. Durch das Labyrinth gehen heißt denn auch, in das Unbekannte eintauchen oder es von außen betrachten und begreifen.
Henriette Leinfellner:
Werktechnisch stehen bei der1961 in Wien geborenen Kunstschaffenden Henriette Leinfellner vor allem die Medien Zeichnung, Collage und Druckgrafik im Vordergrund. Seit Mitte der 1990er Jahre bindet sie verstärkt Kartographie als Ausgangspunkt im Prozess der kreativen Wandlung in ihre druckgrafische oder zeichnerische künstlerische Arbeit ein. Eine übergeordnete Thematik ist hier die Metapher der Reise als physische und mentale Bewegung. Geometrische Anleihen und kartografische Ideen, wie auch Systeme von Zeichen und Codes werden bedient und durch druckgrafische und zeichnerische Prozesse transformiert. Der Graphitzeichnungszyklus „Gea“, der die letzten Jahren in ihrem Schaffen eine zentrale Rolle spielt, sei intuitiv motiviert, betont die Künstlerin. Sie beginnt hier die Zeichnung spontan, frei, ohne Vorzeichnungen, und lässt sie wachsen. Die teils großformatigen Graphitzeichnungen des „GEA“-Zyklus’, von denen Leinfellner einige in der Galerie Lisi Hämmerle zur Schau stellt, sind mit Codes und Zeichen belebt, die karthografisch-strukturelle als auch sinnlich-emotionale Verweise evozieren.
Robert Svoboda:
Die aus Stahl und Beton gefertigten Skulpturen des 1959 in Wien geborenen und heute in Niederösterreich und Burgenland lebenden Objektkünstlers Robert Svoboda weisen formale Parallelen zu Gefängnisbauten, Bunkeranlagen, Festungen oder auch Architekturen des Ende der 1940er-Jahre aufkommenden Brutalismust auf. Mit seinen im verkleinerten Maßstab wiedergegebenen monolithischen und autonomen „Bauwerken“ thematisiert der Künstler historische Architekturen aus Sichtbeton, die über Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben oder abgerissen werden, seit einigen Jahren aber als architektonische Besonderheiten wieder eine Renaissance erleben und häufig auch dem Denkmalschutz unterliegen. Sichtbeton habe für ihn durchaus eine gewisse ästhetische Größe, betont der Künstler. Wenn er aber auf seinem Stahlbetonskulpturen eine Kunstrasenfläche verlegt oder eine Pflanze integriert, übt er damit aber auch starke Kritik an den Alibibegrünungen von neu errichteten Gebäuden, die im Grund nichts anderes als „Greenwashing“ bedeuten.