25. März bis 29. Juni 2024
Eröffnung am Samstag, 25. Mai um 19 Uhr
Einführung: Andrea Fink, Kunsthistorikerin
Öffnungszeiten: Mi bis Sa von 15 – 19 Uhr
und nach tel. Vereinbarung
„Seine Anmut erhält der Flügel des Schmetterlings von einem Zögern“
Bjung-Chul Han, Vita Contemplativa 2022
Die Galerie Lisi Hämmerle zeigt unter dem Titel Noctuoidea (Narbe und Nachtfalter) grossformatige Malereien und eine Keramik Installation von Amrei Wittwer. Der Vorarlberger Falter, ein vom Aussterben bedrohtes Mangelwesen rückt in den Fokus der Aufmerksamkeit. In ungewöhnlicher Menge und Grösse wird der Falter den Besuchern präsentiert. Das Mantra soll zum Wohle der fühlenden Wesen wirken, ihre Sehnsucht stillen und ihnen Glück bringen. Mit jedem einzelnen Bild wird der Falter – als nichtmenschliche Person – angerufen, so lange, bis verbindliche, fein regulierte Gesetze ihn und seine Nachkommen vom Aussterben schützen. Ein Ausschnitt dieser Werkreihe war Herbst und Winter 2023 in der Kunstbox und Unterführung am Jahnplatz Feldkirch zu sehen.
Artist Statement
Der Falter, ist – obwohl ihn als Schmetterling das griechische Wort mit Psyche bezeichnet – kein Herrschaftstier, sondern ein Mangelwesen. Er gilt als Symbol für inbrünstiges Sehnen. Mit dem Insektensterben verringert sich der Bestand je nach europäischem Land um 60-80% pro Jahrzehnt. Faktoren wie Klimaerwärmung, Pestizide, Biotopverlust, Dünger und Lichtverschmutzung tragen ihren Teil dazu bei. Wer trägt Verantwortung? Wer bewirkt Veränderung? Was können wir, achtsam lernend und ausgeliefert bewirken?
Die grossformatigen Malereien zeigen gefährdete Arten in Überlebensgrösse. Falter, die uns nicht ansehnlich erscheinen, deren Verschwinden wir übersehen, bekommen im grossen Format neue Bedeutung. In Überlebensgrösse erscheint das Recht auf Artenschutz, die Fähigkeit zum Leid nicht mehr so weit hergeholt; die Bestäubung der Pflanzen als echte Arbeit; das Mud Puddling – Trinken von Blut, Schweiss und Tränen – unheimlicher.
Im tibetischen Buddhismus werden Gebetsmühlen gedreht, mit dem Wunsch, dass die in der Walze befindlichen Mantras zum Wohle der fühlenden Wesen wirken, deren Leid beseitigen und ihnen Glück bringen. Darstellende Kunst möge als Mantra wirken. Mit jeder einzelnen Fliese, mit jedem Bild wird der Nachtfalter – als nichtmenschliche Person – angerufen, so lange bis verbindliche, fein regulierte Gesetze ihn und seine Nachkommen vom Aussterben schützen.
Amrei Wittwer 3.4.2024