Christian Eisenberger 2006, Galerie Lisi Hämmerle

Christian Eisenberger – „Dies ist doch kein Porno!!“

 

Christian Eisenberger
22. Juli bis 18. August 2006

mit weiteren Künstlern-Innen:
Ernst Logar, Barbara Husar, Michael Gumhold, Nora Friedel, Markus Proschek, Gabi Mitterer, Moussa Kone, Bernhard Hosa, Armina Broggi, Rüdiger Reisenberger, Mahony, Barbarella Maier, Andrea Ressi, Constantin Luser, Björn Segschneider, Roman Achitz, Rudolf Steckholzer, Verena Dürr, Ulla Rauter, Peter Bäcker, Simon Veres, Franz Gruber, Bernhard Humting, Loretta Fahrenholz, Patrick Rampelotto, Marco Dessi, Claire Waffel, Alexander Kiessling, Alfredo Barsuglia, Simon Mullan, Erwin Posarnig, Rainer Schneider, Sarah Brandstätter, Volker Gerling, Stephan Hafner, Karin Frank, Franz Kapfer, Markus Redl, Christian Ruschitzka, Hartwig Walcher, Nikolaus Weitzer, Markus Wilfling, Moritz Majce, Schicho Stylianos, ILA – Christian Rieger, Johanna Tinzl und Stefan Flunger, Ronald Kodritsch

Christian Eisenberger 2006, Galerie Lisi Hämmerle 

(Text zur Ausstellung): Vom 22. Juli bis zum 18. August 2006 stellt der in Wien lebende steirische Künstler Christian Eisenberger in der Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz aus. Faszinierend an dieser Tatsache ist im Vorfeld, dass bis heute niemand (wirklich niemand!) weiß, was Inhalt dieser Ausstellung sein wird – und am allerwenigsten weiß dies der Künstler selbst.

Dahinter steckt aber nun keineswegs Unschlüssigkeit oder gar ein kreatives Vakuum, sondern die recht eigenwillige Arbeitsweise des Christian Eisenberger.

Denn wenn ihm etwas entschieden gegen den Strich geht, dann ist es weit voraus schauendes Planen, das Fertigstellen von Arbeiten im Atelier für ferne Ausstellungstermine und -orte, überhaupt alles von langer Hand Vorbereitete. Die meisten und besten seiner Arbeiten entstehen spontan, inspiriert von der jeweiligen Aura seines gegenwärtigen Aufenthaltes, von den räumlichen und atmosphärischen Gegebenheiten, die er dort vorfindet, von der Ausstrahlung der Menschen, die er dort trifft und natürlich von seinen eigenen Befindlichkeiten zu dieser Zeit, an diesem Ort. 

Dieser Habitus des kurz entschlossenen, äußerst spontanen Arbeitens entspricht ja auch ganz der grundsätzlichen kunstphilosophischen Einstellung Eisenbergers: keine Arbeiten zu schaffen für die Ewigkeit (und schon gar nicht für Museumswände) sondern für den kurzen Moment, wo das Werk von seinem Rezipienten wirklich „erlebt“ wird, für die Freude am Unerwarteten, für die Vermehrung der viel zu seltenen Aha-Momente im Leben. Kongruent dazu die Wahl des Materials: Pizzakarton statt Leinwand. Vorgefundenes und Aufgelesenes statt aufwändig und teuer Produziertem. Wer die Pappfiguren Eisenbergers kennt, denen er seit Jahren im öffentlichen Raum zu kurzfristigem Leben verhilft – bevor sie im Wohnzimmer eines soeben frischgebackenen Kunstsammlers landen, der damit zum Nulltarif sein erstes Werk ersteht, oder aber im Regen aufweichen und am Müll enden – weiß um die gewollte Flüchtigkeit, die nur kurz (aber umso heller) aufblitzende Existenz, das geradezu phantomhafte, das Eisenbergers Exponate auszeichnet. Kann man von anderen Künstlern sagen, dass sie für Überraschungen gut sind, so gilt für Eisenberger: er ist durch Überraschungen gut!

Wo die Intention des Künstlers und die Lust des Kunstgenießenden aufeinander stoßen, muss nicht unbedingt ein großes Schild mit der Aufschrift „Kunstmarkt“ stehen, so könnte man das Credo des 27jährigen Streirers wohl definieren. Dass er dennoch seine Arbeiten auch in Galerien zeigt , widerspricht diesem Grundsatz nicht – solange er wie bei der bevorstehenden Ausstellung in der Galerie Lisi Hämmerle ganz auf seine Spontaneität vertraut. Dass diese seine Art zu arbeiten allerdings starke Nerven auf Seiten des Galeristen/der Galeristin voraussetzt, das ist wieder eine ganz andere Sache!

 

Vom Nasenbohren mit Mao Tse Tung
Vlbg. Nachrichten, Freitag, 21. Juli 2006
Ariane Grabher 

Christian Eisenberger, das ist Malerei, Skulptur und Irritation im öffentlichen Raum. Eisenberger, das ist auch Karton und vor allem die schelmische Freude am Unerwarteten. Diesbezüglich erfüllt der steirische Künstler mit seiner Ausstellung „Dies ist doch kein Porno“ in der Galerie Lisi Hämmerle alle Erwartungen.

Eingebettet in die Arbeiten von rund fünfzig Künstlerkollegen zeigt Eisenberger eine seiner Kartonskulpturen. Was sich wie eine Mischung aus Raumschiff und Drachenschwanz daher schlängelt, trägt den Titel „Re Ur Ex“, bezieht sich auf Vergangenes und stellt eine Synapse dar.

Letzte Zuckungen
Wenn man hinten an dem Kartonding wackelt, zeichnet es die Bewegung wie ein Seismograph auf. „Letzte Zuckungen“ nennt es Eisenberger, der die Arbeiten der anderen Künstler locker rundum drapiert. Bezüge sind zufällig, ergeben sich aber immer wieder. Z. B. im Porträt Eisenbergers, gemalt von Amina Broggi, oder in einer Zeichnung von Barbara Husar, die sich auf die Einladungskarte bezieht und den Künstler in der Nase bohrend zeigt.

Weiters zu sehen eine Fotoserie der ebenfalls mit Karton agierenden Künstlergruppe mahony, die gerade in ein „Sommerloch“ springt, das Video einer formidablen Schneemannzange von Christian Ruschitzka, eine Blume aus bunten Pet-Flaschen von Franz Kapfer, das Frischfleisch in Nahaufnahme in den verschnörkelten Goldrahmen des Vorarlbergers Rainer Schneider, ein per Fußpumpe aufzublasendes, „atmendes“ Nasen-Objekt von Hartwig Walcher, und, und, und

 

Interview mit Christian Eisenberger und Ariane Grabher/VN:

”Ich bin einfach ein Anti-Themenkünstler“
Einzelausstellungen sind dem Künstler Christian Eisenberger zu langweilig.

Wie sieht das Konzept für die Ausstellung aus, in der Sie als Künstler und Kurator auftreten?
Einzelausstellungen finde ich lustlos, ich habe mir gedacht, ich nehme ein paar Leute mit.

Haben Sie ein Thema vorgegeben?
Das habe ich vermieden, ich bin ein totaler Anti-Themenkünstler. Ich bin froh, wenn die Leute das machen, was sie machen und ihre Themen aus sich selber heraus schöpfen.

Worauf bezieht sich der Titel?
Der Titel „Dies ist doch kein Porno!!“ ist eine Anspielung auf Magritte. Er steht auch in Verbindung mit dem Foto von der Einladungskarte, das anlässlich einer Ausstellung in Peking entstanden ist. Die Leute meinen, es sei eine Fotomontage, keiner glaubt mir, dass ich persönlich wirklich dort gewesen bin, aber bevor ich mit Photoshop arbeite, fahren ich wirklich nach Peking und mache das Foto. Außerdem verbinde ich den Kommunismus und Porno gleichermaßen mit der Farbe Rot.

Kommen Ihre Pappfiguren nach Wien, London und Paris auch in Bregenz zur Aufstellung?
Ich habe schon einige Figuren aufgestellt, mal schauen, wie lange die stehen.

Gibt es einen speziellen Vorarlberg Bezug?
Nein, aber einen witzigen Zufall. Ich nummeriere meine Pappfiguren immer fortlaufend und dabei bin ich mittlerweile gerade bei 6900 angekommen – der Postleitzahl von Bregenz.

Was bezwecken Sie mit diesen Figuren?
Es geht einfach darum, die Dinge zu machen und auszusetzen. Das ist wie eine Wanderarmee, die überall auftaucht, für einen kurzen Moment Denkmalcharakter hat, und meist ebenso schnell wider verschwindet. Ich halt die Figuren bedeutungsfrei.